„Ich hätte lieber Nannerl kennengelernt“
Auf den Spuren von Mozart in Sankt Gilgen am Wolfgangsee
Was Wolfgang Amadeus Mozart denn mit St. Gilgen zu tun hätte? „Sehr viel“, erzählt Augustin Kloiber. Und der muss es wissen. Als geprüfter Restaurator und Museumskustos des Heimatkundlichen Museum von Sankt Gilgen kennt er den Ort und dessen Geschichte wie seine Westentasche. Uns hat er durch sein Sankt Gilgen geführt und uns am Weg die Erinnerungen an W.A. Mozart und seine Familie nähergebracht.
Die Familie Mozart und Sankt Gilgen gehören eng zusammen. Bereits Mozarts Onkel war im Ort Richter und Mozarts Mutter kam in St. Gilgen zur Welt. Mozarts Schwester Anna Maria, besser bekannt als „Nannerl“, hat hier 17 Jahre ihres Lebens verbracht. Und darüber war sie wohl vor allem kurz nach dem Umzug nicht sehr glücklich.
Nannerl zog im Jahr 1784 ins Mozarthaus nach Sankt Gilgen. Ihr Ehemann mit dem langen Namen Johann Baptist Reichsfreiherr Berchtold von Sonnenburg, brachte aus vorigen Ehen fünf Kinder mit, gemeinsam mit Nannerl kamen noch zwei weitere zur Welt. Gewohnt hat die Familie im heutigen „Mozarthaus“, das man heute besuchen und durch die interessant gestaltete Ausstellung erleben kann.
Obwohl St. Gilgen heutzutage eine attraktives Ziel für Touristinnen und Touristen aus der ganzen Welt ist, war das nicht immer so. Als Nannerl Johann Berchtold von Sonnenburg heiratete, gab es in St. Gilgen nicht mehr als eine Glasfabrik und eine Bierbrauerei. „Für eine Frau mit ihrem Talent war das sicher schwierig, vor allem, weil niemand ihres Standes vor Ort war“, vermutet Augustin Kloiber.
„Man muss sich das vorstellen: Eine hochtalentierte Frau, wie die Nannerl, eine sehr gute Pianistin, wenn nicht die beste Pianisten ihrer Zeit. Und dann kommt sie hierher in ein Fischerdorf, ihres Standes hat es niemanden gegeben, als das muss furchtbar schwer gewesen sein für sie.“
Und obwohl die Anfangszeit für Nannerl bestimmt gewöhnungsbedürftig war, blieb sie bis zum Tod ihres Ehemannes in Sankt Gilgen. Ganz klar also, dass sie einige Spuren im Salzkammergut und im Mozarthaus hinterlassen hat. Das Mozarthaus, zum Beispiel, das malerisch am Ufer des Wolfgangsee thront.
Mozarts Geburtshaus und sein Wohnhaus in der Stadt Salzburg sind vielen Menschen ein Begriff. Das Mozarthaus in St. Gilgen hingegen gilt noch als Geheimtipp. Wunderschön gelegen, am Ufer des türkisblauen Wolfangsees, finden sich im Gebäude eine spannende Ausstellung über die Familie Mozart und die Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses. Auf einer modernen Zeittafel erfahren interessierte Besucher, dass das Nannerl 1784 in das Haus einzog und viele Jahre später, das selbe Haus vom Kulturverein Mozartdorf gekauft und betreut wurde.
Spaziert man durch St. Gilgen, kommt man unweigerlich am Mozartbrunnen vorbei. Am Mozartplatz, in der Ortsmitte, wurde das Werk vom Wiener Jugendstil-Bildhauer Karl Wollek erstellt. Gezeigt wird der Geige-spielende Mozart. „Das ist einer der am häufigsten Orte in der Umgebung“, erzählt Kloiber am Weg zur Pfarrkirche.
„Die Pfarrkirche in St. Gilgen ist sehr wichtig, denn hier befindet sich das Taufbecken, in dem Mozarts Mutter am selben Tag ihrer Geburt getauft wurde“, erzählt Augustin Kloiber beim Besuch der Kirche. Das sei aber nicht alles an Mozart’scher Geschichte in der Kirche: Auch das Grabmal ihres Schwiegervates und ihres Mannes, befinden sich hier.
Salzburg ist bekannt für Mozart. Er ist auch der Grund, warum sich jedes Jahr unzählbar viele Gäste aus der ganzen Welt auf die Spuren von Mozart und seiner Familie begeben. Und was sagt Augustin Kloiber dazu? „Ich hätte liebe die Nannerl kennengelernt, in diesen 17 Jahren, und mit ihr hier geplaudert und musiziert. Das hat es sich aber leider nicht gespielt“, lacht er.